Die Festtafel

Die Prinzessin hatte eingeladen. In ihrem weitläufigen Garten sollte ein Festmahl zu Ehren ihres Liebhabers König Hans, genannt der Glückliche, stattfinden. Das Wetter war schön, sonnig, die alten Obstbäume spendeten einen angenehmen Schatten. Das Beste jedoch war die Festtafel. Ein ungeheuer langer Tisch, der in der Küche begann und dann fast den ganzen Garten durchmaß. Alle Gäste hatten bequem Platz an ihm, wenn es auch wegen der Entfernung unmöglich war, mit jemandem am anderen Ende zu sprechen. Dafür musste man schon aufstehen und einen Spaziergang machen. Doch König Hans störte das nicht weiter, schließlich kannte er ohnehin kaum einen der Gäste, die sich alle ihm zu Ehren hier versammelt hatten.

Die Prinzessin eilte geschäftig hin und her, bediente persönlich und hatte ein wachsames Auge auf das Personal, so dass es niemandem zu keiner Zeit an irgendetwas mangelte.

Eine Besonderheit des Tisches war zudem, dass auf ihm Wasser floß. Am Rand befand sich eine schmale Einfassung, die das Wasser daran hinderte seitlich hinunterzufließen. Da die Küche geringfügig höher lag als das gegenüberliegende Ende des Gartens, plätscherte das Wasser über die gesamte Länge der Tafel, verschwand an deren Ende in einem Loch und wurde durch einen Schlauch unter dem Tisch wieder zur Küche zurückgepumpt.

Vor jedem Gast erhob sich eine kleine Insel, auf der Teller und Gläser standen. Auf der Wasseroberfläche trieben sachte Blätter und Blüten dahin, während winzige Fischchen vorbeischwammen und wunderliche kleine Wasserschnecken versuchten auf die Inseln hoch zu kriechen und vom Salat zu stehlen. Einige der Gäste stießen die Tierchen unter lautem Gelächter wieder ins Wasser zurück, andere fütterten sie mit Salatblättern.

König Hans, genannt der Glückliche, ging in die kühle Küche um nach seiner Prinzessin zu schauen. Er versteckte sich hinter einer Säule und fing sie, als sie an ihm vorbeikam, mit ausgestreckten Armen ab. Sie küsste ihn wortlos und drückte ihren Körper eng an den seinen. Durch den dünnen Stoff ihres Kleides spürte er, wie sie sich an seiner Hüfte rieb.

 

Gäste beobachten, wie sich die Schnecken am Salat delektieren.